São Francisco-Platz von São Cristóvão
Der Sao Francisco-Platz in der brasilianischen Stadt Sao Cristovao entstand im Zuge der Erbauung der Ortschaft im 16. Jahrhundert durch die portugiesischen und spanischen Kolonialherren. Er bildet ein vierseitiges Karree und wird von einem Ensemble öffentlicher und privater Bauwerke unterschiedlicher Architekturstile umrahmt.
Im Jahr 2010 fand das im historischen Zentrum Sao Cristovaos gelegene Areal Eingang in die Liste der Weltkulturerbestätten der UNESCO, da es eine bemerkenswerte Symbiose portugiesischer Stadtplanungsmuster und spanischer Baunormen zu einer Zeit darstellt, in der die beiden Reiche unter der Regentschaft einer gemeinsamen Krone vereint waren. Damit wird der Platz zu einem Denkmal eines harmonischen Besiedlungsmusters, das einerseits die vorgegebenen Urbanisierungsmodelle der Kolonialherren beachtet, sich aber andererseits auch den individuellen topographischen Gegebenheiten der Landschaft orientiert.
Dieses UNESCO Weltkulturerbe in Brasilien blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, deren Anfänge im 16. Jahrhundert zu finden sind. Während der Herrschaft Philipps II. von Spanien, der auch das portugiesische Reich regierte, schritt die Kolonialisierung Brasiliens von den Küstenregionen ins Landesinnere voran. Dies ging insbesondere in der nordöstlichen Provinz Sergipe nicht ohne Widerstand der indigenen Ureinwohner vonstatten. Aus diesem Grund wurde es notwendig, zwischen Salvador und Olinda, den beiden bedeutendsten Städten der Gegend, ein weiteres urbanes Zentrum zu etablieren: Sao Cristovao wurde zur Hauptstadt Sergipes und zum Ausgangspunkt der Besiedlung des brasilianischen Hinterlandes. Dabei lässt die Struktur der Stadt eindeutige Spuren beider Kolonialmächte erkennen. Das portugiesische Erbe zeigt sich in der Trennung zwischen einem höheren Bereich der Ortschaft, in dem die religiösen und bürgerlichen Machtzentren angesiedelt waren, und einem niederen Sektor, der dem Hafen, verschiedenen Produktionsstätten und den sozial schwächeren Bevölkerungsschichten eine Heimat bot. Am Sao Francisco-Platz ist dagegen der Einfluss spanischer Erbauer deutlich sichtbar: Er entspricht in seinen Abmessungen exakt den Vorgaben eines Dekrets Philipps II., in dem er die Struktur spanischer Kolonialstädte Südamerikas inklusive deren Hauptplätze festlegte. Auf diese Weise formt der Platz bis in die heutige Zeit ein Stadtbild, das gemeinsam mit den umliegenden Gebäuden aus dem 18. und 19. Jahrhundert die Stadtgeschichte von ihren Wurzeln an widerspiegelt.
Die vier Seiten des Sao Francisco-Platzes werden umgeben von einem Häuserkomplex aus Bauwerken religiöser und weltlicher Institutionen. Das bedeutendste unter ihnen ist das Kloster mit zugehöriger Kirche von Sao Francisco. Nicht weit davon entfernt befindet sich der Provinzpalast, außerdem wird der Platz von der Kirche und dem „Heiligen Haus“, der Santa Casa da Misericordia, geprägt. Die Verbindung zwischen diesen architektonischen Denkmälern bilden private Wohnhäuser verschiedener Stilepochen, die im Laufe der Jahrhunderte seit der Stadtgründung um den Platz herum errichtet wurden.