Die Jesuitenreduktionen der Guarani: Ruinen von Sao Miguel das Missoes
Im Jahr 1632 wurde in Brasilien die Jesuitenreduktion der Guarani in Sao Miguel das Missoes gegründet. Die damals von den Jesuitenorden gemeinsam mit dem Volk der Guarani erbauten Siedlungen waren die ersten Indianerreservate Amerikas. Das Ziel dieser Reduktionen war hauptsächlich die Missionierung der Indianerstämme nach dem Vorbild der christlichen spanischen und portugiesischen Eroberer. Gleichzeitig war es der Versuch die grausame Ausbeutung und die Übergriffe der Sklavenjäger auf die Indianer zu unterbinden.
Die Siedlung gehört heute zum UNESCO Weltkulturerbe, denn sie ist ein herausragendes Relikt der Jesuitenorden, die im 17. und 18. Jahrhundert diese Lebensgemeinschaften nach einem bestimmten Modell schufen. Außerdem ist sie Zeugnis einer spezifischen Zeit in der Geschichte Brasiliens, in der die einheimische Stammeskultur, wenn auch nicht gleichberechtigt oder gar autonom, gemeinsam mit den europäischen Eroberern lebte und arbeitete. 1983 wurden die Ruinen von Sao Miguel das Missoes in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Die Idee, die Indianer durch den Bau so genannter reducciones vor Ausbeutung zu schützen, wurde schon 1575 von dem Franziskaner de Bolanos entwickelt. Ab 1610 wurden diese Reduktionen dann auch in dem Gebiet der Guarani von den Jesuiten errichtet. Sao Miguel ist eine von insgesamt 30 dieser Art. Bald nach deren Gründung wurden sie jedoch von Sklavenjägern heimgesucht, was wiederum zur Bewaffnung der Reduktionen führte. Die erfolgreiche Niederschlagung eines Angriffes, verschonte daraufhin die Siedlungen für längere Zeit. Da die Reduktionen nicht unter der Rechtsprechung der Kolonialregierung standen, sondern formal unter der spanischen Krone, durften nur Jesuiten, Guarani und geladene Gäste die Siedlungen betreten. Durch den erfolgreichen Anbau von Getreide, Baumwolle und Zuckerrohr und auf Grund der guten Ausbildung der Kinder im Lesen, Rechnen und Schreiben kam es aber immer wieder zu feindseligen Überfällen auf die Jesuitenreduktionen. Dabei wurden ganze Siedlungen niedergebrannt und die Indios zur Sklaverei gezwungen oder getötet. Der Grund für diese Übergriffe ist in dem Erfolg der Jesuitenreduktionen zu sehen: Sie waren nicht nur Reservate, in denen die Indios abgeschottet vom Rest der Bevölkerung lebten, sondern gut funktionierende Lebensgemeinschaften, die einen geregelten Tagesablauf mit ertragreicher Arbeit ermöglichten. Durch diesen Erfolg stieg die Konkurrenz zu den Kolonialisten und zu den zivilen Unternehmern und Händlern, die sich dann in gezielten Angriffen entlud. Auch Sao Miguel war Ziel dieser Schikanen und so kam es, dass die Guarani ihre ursprüngliche Siedlung aufgeben und im Jahr 1687 fliehen mussten. Auch die neu aufgebaute Reduktion im südlichen Brasilien wurde teilweise zerstört. Die barocke Kirche wurde niedergebrannt und in den Jahren, die die endgültige Aussiedlung der Jesuiten besiegelten, bis 1768 wieder aufgebaut.
Von dem UNESCO Weltkulturerbe Brasilien – Die Jesuitenreduktionen der Guarani: Ruinen von Sao Miguel das Missoes ist leider kein einziges Gebäude unbeschädigt erhalten. Alles, was von dem Dorf noch zu erkennen ist, sind die Grundmauern des Wohnhauses der Missionare, der Schule und die Mauern des Friedhofes zusammen mit ein paar Resten der Wohnhäuser der Indios. Auch die Ruinen der bereits erwähnten barocken Kirche sind noch sichtbar.